Die Bauern
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Meist kommen sie zu kurz. Fontane hat sie nicht erwähnt, in der älteren Historie sind ein paar Zahlen hängengeblieben. Die Werderschen, die Obstmucker, tauchen öfter in den Quellen auf. Petzower nicht.


1945. Sie wollen es wieder aufbauen, ihr Land. Einige der wenigen bereits Ortsansässigen, aber auch die „Zugezogenen“, wie auch immer sie in diesem Flecken nach dem Kriege hängen­ge­blieben sind. Den Neubauern gibt man Land, um es ihnen später wieder zu nehmen. Aber sie sind bereit „für ein besseres Leben“, wie es gern in der offiziellen Sprache heißt, zu arbeiten.


Und sie arbeiten. Jahrein, jahraus. Sie schuften. Sie streiten sich. Sie werden gemeinsam LPG-Mitglieder, GPG-Mitglieder. Der Vorsitzende sächselt. „Vollgenossenschaftlich“, LPG „Rotes Banner“, Plan übererfüllt. Und sie schuften noch mehr. Sie bauen Obst an, Gemüse-Blumen­kohl! Sie züchten Gänse und Hühner und Blumen. Für den sozialistischen Wettbewerb und für den Westen. Und ein bißchen auch für sich.

Und sie versetzen Berge: Sie schaffen Kiesgruben, bauen Häuser aus Gutshofsteinen. Zur Kirche geht kaum einer. Alles Atheisten ?


Der Park verwildert. Keine Zeit dafür. „Arbeitszeit ist Leistungszeit“ heißt die Parole. Mehr als 40 Jahre stehen sie zusammen - die Genossenschaft eint. Man feiert, man trinkt zusammen. Man hilft sich.


Später werden sie sich immer mehr einander entfremden. Jeder macht seins, das genügt. Man streitet wieder mehr.


Die Genossenschaft gibt es nicht mehr. Gefeiert wird noch zweimal im Jahr, wie früher immer, im Mai und im Oktober, Erinnerungen werden ausgetauscht. „Brauchtum“ nennen das einige.


Ein neues Leben kommt ins Dorf. Wieder „Zugezogene“. Aber keiner baut mehr Blumenkohl an, die Gänseställe sind längst vergessen. Man streitet mit den Zugezogenen. Auf den Obstplantagen will jemand einen Golfplatz bauen. Die Zeit der Landwirtschaft ist vorbei.


Fotos (5): HV Petzow.

 

 
 
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