Die Schriftsteller
und die Villa Berglas
am Schwielowsee
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Auf eine wechselvolle Geschichte kann die um 1925/26 errichtete "Villa Berglas" am Schwielowsee zurückblicken. Ihr Erbauer und erster Eigentümer ist mit UFA-Direktor Siegmund Jacob (1874-1944) aus Berlin ein Mann vom Film. Jacob muss, von finanziellen Sorgen geplagt, das Anwesen verkaufen.


1932 übernimmt es der Kaufmann Alfred Berglas (1897-1968) aus Berlin. Berglas entstammt einer jüdischen Familie und ist Geschäftsführer und Alleininhaber der „Treuhandgesellschaft für juristische Personen mbH”, Berlin.


Die Familie Berglas wurde von den Nazis enteignet. Bis 1945 lebt der aktive Nationalsozialist und SS-Mitglied Fritz Solm darin. Solm, im Dienstgrad eines Majors (Rittmeister), war  Mitarbeiter in der Wehrmachtpropaganda.


Nach dem Krieg bis 1954 durch die „Garantie- und Kreditbank für den Osten AG“ genutzt, fiel das Grundstück 1955 unter der Rechtsträgerschaft des Ministeriums für Kultur der DDR an den DDR-Schriftstellerverband, der es unter der Bezeichnung „Schriftstellererholungsheim Friedrich Wolf” bis 1990 nutzte.


Der DDR-Schriftstellerverband nutzte Villa und Grundstück damit 35 Jahre lang. Von Kreativität und künstlerischem Schaffen charakterisiert ist das Anwesen ein „Ort des Geistes”, wie man gern sagte.

Seine immer mal zeitweiligen Bewohner, die Schriftsteller, nannten das Haus kurz „Petzow“. Aber auch selbstironisch  „Elfenbeinturm“ (Brigitte Reimann) oder „La bolsche Vita“ (Werner Liersch).


Das Schriftstellerheim machte Petzow international bekannt. Natürlich haben der Ort und seine umgebende Landschaft Spuren direkt und indirekt in den Werken der Schriftsteller und ihrem Schaffen hinterlassen. Die Funktion des Schriftstellerheimes war insofern einzigartig, da es nicht wie üblich für viele Heime der DDR, allen Künstlern offen stand, sondern ausschließlich den Schriftstellern vorbehalten war. Die Kombination von Arbeiten und Erholen, die vielfältigen Formen von Seminaren, Werkstätten, Diskussionsforen bis hin zur Nachwuchsförderung sind die Besonderheiten. 35 Jahre lang haben hier etwa 650 Menschen jährlich über Tage, Wochen und einige auch Monate lang gelebt, dies ist für viele von ihnen mit nachhaltigen Erlebnissen und Erinnerungen verbunden.


Zu den bekanntesten Autoren, die hier weilten und schrieben, gehören zweifellos Brigitte Reimann, Erwin Strittmatter und Christa Wolf.

Ein Zeitzeuge, der Schriftsteller Franz Fabian, damals auch Betreuer für den Nachwuchs erinnerte sich: „Dieses Heim sollte dazu dienen, Autoren, die an größeren Werken arbeiteten, Wochen oder auch Monate ungestörtes Schaffen zu ermöglichen. Aber auch um Lehrgänge junger Autoren unter Anleitung eines erfahrenen Schriftstellers in den Herbst- und Wintermonaten zu veranstalten. In den Monaten Juli und August aber sollte das Heim auch für die Familienangehörigen der Schriftsteller hier einen Ferienaufenthalt bieten."


Heimatverein Petzow, Havel, Werder, Villa, Berglas, Schwielowsee, Geschichte, Tradition, Denkmalschutz, Naturschutz, Schloss Villa Berglas, Petzow (Foto: KHFriedrich)


"Daneben war das Heim als Unterbringung für Gäste des Verbandes, auch aus anderen Ländern und dem Westen Deutschlands, gedacht. So kamen neben den Verbandsangehörigen auch viele Gäste ins Haus, unter ihnen: Leonhard Frank und Charlotte Frank, Dinah Nelken, Irmgard Keun, Wolfgang Schnell, Gert Ledig, Sidney Gordon und viele andere.


Viele DDR-Schriftsteller weilten häufiger hier: Peter Hacks, Manfred Bieler, Peter Brock, Renate Holland-Moritz, Berta Waterstradt, die Familie Arnolt Bronnen, Fred und Maxi Wander, Irmtraut Morgner, Brigitte Reimann und Siegfried Pietschmann, Jens Gerlach, Rainer Kirsch, Gotthold Glogner, Annemarie Auer, Eduart Zak, Georg und Eva Maurer, Gisela Heller, Elfriede Brüning, Wolfgang Kohlhase.“, so berichtete Franz Fabian  in vom Petzower Heimatverein durchgeführten Recherchen (Bernd Bock) von 2003/2004.


Das Anwesen wurde nach der politischen Wende 1990 an seine rechtmäßigen Eigentümer zurückübertragen. An die Geschichte des Hauses wird im Heimatmuseum mit einer Austtellungstafel erinnert.


Der Heimatverein Petzow e.V. hat umfangreiche Recherchen zur Geschichte der Villa geführt, die im Buch „Petzow.Relativ absolut.“ veröffentlicht wurden.

 

 
 
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