Das Schloss

(Herren­haus)

_______________


Das zu den frühesten gotisierenden Herrenhäusern in der Mark Brandenburg gehörende Petzower Herrenhaus ist der Kernbau dieses einmaligen historischen Ensembles von Dorf, Herrenhaus, Kirche und Park in Petzow.


Petzow, Havel, Werder, Kirche, Outdoor, Denkmal, Schloss, Denkmalschutz Foto: HV Petzow.


Kein Geringerer als Karl Friedrich Schinkel, berühmtester Architekt Preußens und ab 1830 oberster preußischer Baubeamter, soll seinen Anteil an der Verwirklichung  des Baues haben.


Zu dieser Zeit aber noch als Privatarchitekt. Beweise in Form von Schinkelschen Zeichnungen und Aufzeichnungen sind zwar nicht erbracht. Vieles spricht aber dafür: die engen Verbindungen von Lenné, Beuth, Schinkel und Kaehne sowieso aber auch das Schinkelsche Prinzip von der Verbindung der Zweckmäßigkeit mit dem Schönen oder der bewusste Einsatz von ortseigenem Baumaterial.


Petzow, Havel, Werder, historische Fenster, Tradition, Fontane, Herrenhaus, Schwielowsee, Schinkel Geschichtsträchtige Fenster. Foto: HV Petzow.


Anno 1827 wird Gut Petzow landtagsfähiges Rittergut und im Jahre 1840 haben es die Kaehnes mit der Erhebung in den Adelsstand endlich geschafft: Von nun an dürfen sie ein „von“ vor ihrem Namen tragen. Das Herrenhaus im neuen Gewand war auf dem Weg dahin von nicht geringer Bedeutung.


Mit dem ab 1820 erfolgten Umbau des Gutshauses zu einem Herrenhaus  im gotisierenden Stil wollte der Bauherr, Carl Friedrich August Kaehne, suggerieren, dass das Kaehnesche Geschlecht schon ein alteingesessenes in der Mark Brandenburg ist und auf eine lange Familientradition in Petzow zurückblicken kann.


Zudem bezweckte der repräsentative Bau die gesellschaftliche Anerkennung der Gutsbesitzerfamilie durch das Königshaus und den märkischen Adel. Vor allem aber die Absicht, selbst in höhere Gesellschaftskreise aufzusteigen. Anders war es wohl kaum gedacht in den Augen seines geistigen Urhebers, unter dessen Regie ja nicht nur das neue Herrenhaus entstand sondern auch eine umfassende Ortserneuerung einsetzte.


Theodor Fontane, stets auch kritischer und hinterfragender Betrachter, konnte sich Jahrzehnte später jedoch nicht so richtig mit allem Gotischen abfinden und pries als schönstes das malerische Element, die Lage des Hauses direkt am Schwielowsee.

______

Nach der Enteignung 1945 wurde das Petzower Herrenhaus 1946 dem FDGB (Freier Deutscher Gewerkschaftsbund) übergeben. Zu DDR-Zeiten wurden die Anlagen lange als Jahre Erholungs- und Schulungsheim, z.T. auch Kinderferienlager genutzt, was auch bauliche Veränderungen nach sich zog. Einen Denkmalschutz für die Petzower Gesamtanlage gab es zu dieser Zeit noch nicht, nach dem Krieg war außerdem vieles knapp. Für die Neubauerngehöfte brauchte man angeblich Baumaterial, die Stallungen und Scheunen des Kaehneschen Hofes gaben dies offenbar her und dagegen wehren konnte und wollte sich keiner. So setzte denn schon früh eine allgemeine Zerstörung des historischen Bildes ein. Der markanteste Anbau, das sog. Hirschtor, aber auch der hoch aufragende Taubenturm im Hofe und einige Wirtschaftgebäude wurden abgerissen. Stattdessen baute man Anfang der 1950er Jahre seeseitig einen Bettentrakt an. Später, in den 1980ern, ist man dem schon geplanten Bau eines Bettenhauses in Beton nur deshalb knapp entgangen, weil das Baumaterial zur gleichen Zeit für einen Plattenbau in Rheinsberg für ein großes FDGB-Heim benötigt wurde.

Petzow, Havel, Werder, Kirche, Outdoor, Denkmal, Wirtschaftsgebäude, Restaurant, Schlossruine, Denkmalschutz Zustand 2002. Foto: HV Petzow (Schenkung Muerling).


Gelegentlich ist im Zusammenhang mit der Neubebauung und Restaurierung in den Jahren 2014-2016 von Bausünden der Gegenwart die Rede, jedoch liegen die Wurzeln dafür wohl schon in der DDR-Zeit, die bereits den Grundstein für beliebige, austauschbare, banale Architekturen legte.


Nach 1990 ist das Haus bis zum Jahre 2005 als Hotel und Restaurant genutzt worden, stand bis 2014 ungeschützt und ungenutzt herum und ist wohl einem Schicksal, als Schlossruine in die Geschichte einzugehen, nur knapp entgangen. Ein Wille, dem bedenklichen Verfall der Bausubstanz dieses Denkmals entgegenzuwirken, war nie zu erkennen. Der nunmehr dritte Besitzer lässt Anfang 2014 das Herrenhaus von Grund auf renovieren und zum Teil auch restaurieren. Der gesamte Komplex um den ehemaligen Gutshof herum besteht jetzt aus Wohnungen (auch im Herrenhaus) und in den Gutshof gebauten Reihenhäusern. 


Das Herrenhaus diente vielfach als Außenkulisse für Film und Fernsehen. So in den Jahren 2004 und 2005 für die erste deutsche Telenovela, eine Fortsetzungsreihe nach lateinamerikanischem Vorbild. Unter dem Titel „Bianca-Wege zum Glück“ drehte man 224 Folgen, die an den Wochentagen mit großem Erfolg im Nachmittagsprogramm des ZDF gesendet wurden.






 
 
E-Mail
Anruf