Der Lenné-Park „Der Park ist eine Schöpfung Lennés.“ (Theodor Fontane) __________________ |
Schon neben dem Umbau des Herrenhauses und des Dorfes ab 1820 aber auch später noch, lässt Carl Friedrich August (von) Kaehne den Park gestalten. Er gilt als ein Frühwerk Peter Joseph Lennés. Charakteristisch bei Lenné sind die Verknüpfungen und Kommunikationen von Natur und künstlich Geschaffenem.
Durch reizvolle Sichtachsen, weitgezogene, geschwungene Wege, die Einbeziehung von Schwielowsee und Fercher Wald sowie der Architekturen (Herrenhaus, Waschhaus, später auch Kirche) schafft der spätere Generaldirektor der königlichen Gärten so schon früh auf Kaehnes Anwesen einen kleinen, feinen Park, der bald den äußersten südwestlichen Zipfel des Lennéschen Gesamtkunstwerkes in seinem „Verschönerungsplan für Potsdam und Umgebung“ darstellt.
Lenné (geboren 1789) pflegte eine enge Zusammenarbeit mit Schinkel (1781) und dem Allroundgenie Christian Wilhelm Beuth (1781). Kaehne (1775), als geistigem Auftraggeber der Petzower Umgestaltung ab 1820, kann also nichts besseres passieren, als die Bekanntschaft dieser drei Genies in preußischen Diensten zu schließen.
Was durch eine Reihe glücklicher Umstände gefördert wird, z.B. das Vertrauen des Königshauses, welches der Oberamtmann und spätere Amtsrat Kaehne als preußischer Domänenverwalter sowie seine freundschaftliche Nähe zum Kronprinzen Friedrich Wilhelm (geb. 1795) genießt. Und so trifft man sich nicht nur generationsmäßig, sondern wohl auch was den allgemeinen Zeitgeschmack betrifft, immer wieder auf Augenhöhe. Dass Kaehne ein kleiner Gutsbesitzer ist, fällt nicht weiter ins Gewicht, er ist schließlich ein reicher Gutsbesitzer. Anno 1840 schließt sich die kleine Standeslücke, Kaehne wird in diesem Jahr geadelt.
"Nichts gedeiht ohne Pflege; und die vortrefflichsten Dinge verlieren durch unzweckmäßige Behandlung ihren Wert" hatte Lenné einmal gesagt. Was er, der Gartenbaumeister, damit meinte, liegt auf der Hand.
Zumindest zu Lebzeiten des „alten Amtsrates“ Carl Friedrich August kam man dem wohl nach. Im Landbuch der Mark Brandenburg kommt der bekannte Kartograph Heinrich Karl Wilhelm Berghaus (1797-1884) im Jahr 1854 zu dem Schluss: „Alles ein großartiger Garten, der, unter Lennés kunstgeübter Hand seit 35 Jahren entstanden, sich an den herrlichen Park des Herrenhauses anschließt. Der Boden, 2/3 Wasser, 1/3 Land, ist voll Berge, und wegen seiner sandigen Beschaffenheit von Natur wenig tragbar, aber gut durch treffliche Kultur, wie man sie in der Mark selten trifft. Was sich aus dem anscheinlich undankbarsten Boden durch Betriebsamkeit, Fleiß und Ausdauer erreichen lässt, das ist in Petzow gezeigt worden“. (BLHA, Rep. 16 Nachlass Berghaus, Nr. 10. Hierin auch Berghaus‘ Ausspruch: „Petzow gehört zu den Juwelen der Mark“.
Tief beeindruckt von dem sich bietenden Panorama beim Blick vom Kirchturm pries Theodor Fontane in seinen „Wanderungen durch die Mark“ den Anblick der Landschaft als einen Anblick „von absoluter Schönheit, nicht relativ, sondern absolut“.
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Das auf Initiative von Carl Friedrich August von Kaehne errichtete Ensemble von Dorf, Kirche, Herrenhaus und Park ist der Nachwelt erhalten geblieben.
Doch deren historisches Bewusstsein ist nicht immer zu spüren. Das trifft auch auf den Petzower Park zu.
Schon die letzten beiden Gutsbesitzer Carl III. (1860-1937) und Carl IV. (1894-1945) sahen sich zuweilen der Kritik der Presse ausgesetzt ob des als ungepflegt beschriebenen Parks.
Fotos: HV Petzow u. Franke/Geltow
Viel wurde offenbar auch in den DDR-Zeiten nicht getan, hin und wieder finden sich Bilder eines pflanzlich zugewucherten Parkes.
Dornröschen ließ grüßen. Es sollte aber bald viel tun geben. Den Anlass dazu gab der 200. Geburtstag von Peter Joseph Lenné im Jahre 1989.
In den 1980er und 1990er Jahren wurde sehr intensiv an der Wiederherstellung des historischen Parks und seiner Gebäude gearbeitet. Die Kirche wurde restauriert und 1994 wieder geöffnet, ein 1945 verscharrter Obelisk im Jahr 2001 wieder aufgestellt. Krönung war vielleicht anno 1999 die Wiederherstellung des historischen Waschhauses von 1820/25, die im Vorfeld nie für möglich gehalten wurde. In einschlägigen zeitgenössischen Planungsdokumenten wurde das Waschhaus bereits als „abgängig“ apostrophiert. Dass es dazu nicht kam, ist dem Engagement der Denkmalschützer und der Stadtverwaltung Werder/Havel zu danken sowie der Europäischen Union und dem Land Brandenburg, die letztendlich die finanziellen Mittel zur Verfügung stellten, um das Waschhaus in seinem historischen Bild wieder auferstehen zu lassen. Heute beherbergt es das Petzower Heimatmuseum, welches durch den örtlichen Heimatverein betreut wird.
Obwohl im Zuge der Wiederherstellung speziell für den Park keinerlei Unterlagen ermittelt werden konnten, hat man sich mit großem Sachverstand der Neugestaltung des Parkes gewidmet. Sämtliche Gehölze sind kartiert worden und auf dieser Basis erfolgten Neuanpflanzung, Hege und behutsame Auslichtung der Baumbestände. Die Lennéschen Sichtachsen wurden rekonstruiert. Das „malerische Element“ kam wieder zur Geltung und es beweist sich z.B. an der (von Lenné gewollten) Spiegelung des Waschhauses im Haussee, an den Sichtachsen zu Kirche und Herrenhaus und vor allem am stetigen Blick auf den Schwielowsee, den man, wenn man um den Haussee herumgeht, nie aus dem Auge verliert - eine der genialen Verbindungen von Natur und künstlich Geschaffenem, wie sie kein anderer als Peter Joseph Lenné zu komponieren verstand. Ein reizvolles Farbenspiel ergibt sich im Herbst, wenn die Baumbepflanzung des Parkes (Buchen, Erlen, Akazien, Nadelbäume) und dazu das Schilf am Haussee unterschiedliche Farbtöne der Belaubung produzieren.
Der Park, wie er sich jetzt darstellt, besticht natürlich besonders durch seine Einbindung in das gesamte Ensemble Park - Ort - Herrenhaus - Kirche.
Doch ist es immer wieder dringend erforderlich, ihn ihm Sinne Peter Joseph Lennés zu pflegen und zu erhalten.