Erbbegräbnis von Kaehne

Die Begräbnisstätte soll ebenso wie Fischerhaus und Waschhaus auf Skizzen von Schinkel zurückzuführen sein. Die Erscheinung des Bauwerkes wird als geometrisch schlicht und eher klassizistisch im Gegensatz zum neugotisch-malerischen Herrenhaus charakterisiert.

Der Potsdamer Stadthistoriker Professor Dr. Hans Kania schreibt in den 1930er Jahren: „Das Erbbegräbnis erscheint als ein in den Hügelabhang hinein gebautes kastenartiges Gebäude. Es besitzt ein mit unterlegten Konsolen versehenes kräftiges Hauptgesims. Auf diesem steht ein niedriger Aufsatzstock. Zwei römisch-dorische Säulen stehen zu Seiten der Eingangstür, die dahinter in einer Vertiefung liegt. Die Tür wird von einem glatten altertümelnden Giebelaufsatz auf zwei Stützen überdacht."

Erbbegräbnis von Kaehne. Foto HV Petzow (KHFriedrich)


Unter den acht im Erbbegräbnis Ruhenden ist auch Carl Friedrich August von Kaehne, jener 1840 geadelte Gutsbesitzer, der den größten Anteil an der Schaffung des Petzower Ensembles von Dorfanlage, Kirche, Herrenhaus und Park hat.


In der Nachkriegszeit ist die Grabstätte der Gutsbesitzerfamilie mehrmals verwüstet und die Särge geschändet worden. Man mauerte sie schließlich zu und verschüttete sie unter Erdmassen. Nur noch ein kleine Zipfel Gemäuer schaute aus der Erde, 30 Meter oberhalb des Waschhauses am Haussee, heraus.

Im November 2004 wird damit begonnen, das Erbbegräbnis der Gutsbesitzerfamilie von Kaehne im Petzower Schlosspark wieder freizulegen. Die Wiederherstellung des Denkmals ist im Oktober 2005 beendet. Sie ist nicht zuletzt auch ein Symbol des Versöhnungswillens sowie der Bereitschaft, sich differenzierter mit der komplizierten Geschichte der Petzower Gutsbesitzer  auseinanderzusetzen als es zu DDR-Zeiten zuweilen geschah.
Die Grabungen 2004/2005 führen einige guterhaltende Fragmente der Grabstätte zutage. Darunter auch einen im Umfeld gefundenen Grabstein des Oberförsters Johann Ludwig Kühne. Er war verheiratet mit Sophie Amalia Kaehne (1742-1783),  einer Schwester von August Kaehne, dem Vater von Carl Friedrich August.

Die Initiative für die Wiederherstellung des Erbbegräbnisses kam aus der Nachkommenschaft der einstigen Gutsbesitzer, der Petzower Ortsbeirat Petzow griff den Gedanken auf und trug ihn an die Stadtverwaltung Werder heran. Für die Finanzierung der Restaurierung des Denkmals wurden neben der Ahnengemeinschaft auch eine Reihe Sponsoren und Spendern gefunden.
Die Pflege des Erbbegräbnisses erfolgt über eine Partnerschaft zwischen der Ahnengemeinschaft und dem Petzower Heimatverein.
Zu den Besonderheiten gehört, dass Carl von Kaehne der Dritte (1860-1937) auf eigenen Wunsch nicht in der Familiengruft beigesetzt wurde. Offenbar spielten Streitigkeiten in der Familie eine Rolle. Vielmehr wollte er im Park unter einem schlichten Stein begraben sein.  Im Jahre 2016 sind bei Sondierungsarbeiten in der Nähe des Erbbegräbnisses mehrere Grabmale aus Feldsteinen gefunden worden, darunter auch der Grabstein von Carl dem Dritten.

"[Carl v.] Kaehne" samt Geburtsdatum herausgemeißelt. Foto: HV Petzow (KHFriedrich)



Der Grund für das vormalige Vergraben der Steine erklärt sich offensichtlich  mit den radikalen Beseitigungsaktionen nach 1945.  Der Gutsbesitzer, der zu Lebzeiten angesichts seiner unbändigen Art all denjenigen gegenüber, die seinem Grund und Boden zu nahe kamen oder ihn gar betraten, indem er auf jeden Menschen mit dem Gewehr schoss, hatte bereits zu seinen Lebzeiten den zweifelhaften Beinamen „Schiesskaehne“. Kurt Tucholsky, alias Theobald Tiger, setzte ihm einmal ein Denkmal seiner Art, sein Gedicht: „Kähne“.

 
 
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