Die Verdrängung
der Juden aus Petzow
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Emil Pottner
Den Berliner Maler und Keramiker Emil Pottner (1872-1942), einen aus Österreich stammenden Juden, der in Berlin und Petzow wirkt und der seit 1908 in Petzow ein kleines Haus an der Berliner Chaussee 79 sein eigen nennt, zwingen die Nazis und ihre Helfer um 1938 seinen Besitz aufzugeben und treiben ihn damit in den sicheren Tod. Pottner, einstmals Mitglied der Berliner Seccession und Weggefährte von Max Liebermann und Paul Cassirer wird 1942 nach Theresienstadt, kurz darauf nach Treblinka, deportiert, stirbt wahrscheinlich im Vernichtungslager Maly Trostinez. > Emil Pottner


Alfred und Emmy Berglas
Das jüdische Ehepaar Alfred (1897-1968) und Emmy Berglas (1899-1972) wird aus Petzow vertrieben. Alfred, Geschäftsführer und Inhaber der „Treuhandgesellschaft für juristische Personen mbH“ betrieb zusammen mit seinen Brüdern Max und Alexander in Berlin die „Gebrüder Berglas Mechanische Webereien AG“. Mit seiner Frau Emmy bewohnte er in Petzow die Villa Berglas, Am Schwielowsee 87-93 (zu DDR-Zeiten „Schriftstellerheim“). Das Ehepaar Berglas wird 1938 gezwungen, seinen Besitz aufzugeben und emigriert nach England, später nach Südafrika. > Die Schriftsteller


Alice, Otto und Ilse Liebrecht
Zusammen mit ihrer Tochter Ilse (1912-1976) und ihrem Mann Otto Eugen Liebrecht (1886-1948) verlässt bereits 1933 die Jüdin Alice Liebrecht, geb. Cohn (1887-1941) das Dorf Petzow. Die Familie emigriert über die Stationen Schweiz-Holland-Frankreich-Holland nach Südafrika. Ihr gehörte seit 1927 das Grundstück Schwielowseestraße Nr. 47-49 mit zwei Wohnhäusern. Die Immobilie wird 1934 an einen Berliner verkauft.


Dorothea Barth
Nur mit knapper Not entgeht die Jüdin Dorothea Barth, geb. Cohn (1881-1963) in den letzten Wochen der faschistischen Barbarei dem Tod. Anfang Januar 1945 wird sie durch einen Polizisten aus Werder aufgefordert, sich bei der Gestapo zu melden. Ihr Ehemann Emil Barth (1877-1958) wendet sich mit einem erschütternden Gnadenersuch an die Gestapo. Dorothea Barth entkommt wohl auch auf Grund dessen und in den Wirren des zu Ende gehenden Krieges weiteren Verfolgungen. Im September 1945 können beide wieder nach Berlin ziehen, von wo sie 1943 kamen, nachdem sie in ihrer Steglitzer Wohnung ausgebombt wurden. In Petzow lebten sie in einem „Notquartier“ in der Fercher Straße 18.


Quellen:
Hartmut Röhn (Hg.): Jüdische Schicksale, Ein Gedenkbuch für die Stadt Werder (Havel) und ihre Ortsteile, Lukas- Verlag 2016.- ISBN 9783867322409,
Karl-Heinz Friedrich: Petzow-Relativ absolut. Eine historische Zeitreise. BoD-Verlag, 2021.- ISBN 9783752603828.


 
 
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